Die globale Reaktion auf die Covid-19-Krise hat tatsächlich nur wenig Einfluss auf den anhaltenden Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, so die World Meteorological Organization (WMO).
In diesem Jahr sind die Kohlenstoff-Emissionen aufgrund von gravierenden Vorgaben, die den Verkehr und die Industrie stark eingeschränkt haben, drastisch gesunken. Aber dies hat den Gesamtanstieg der Konzentrationen leider nur geringfügig verlangsamt, sagen die Wissenschaftler.
Die Details sind im jährlichen Treibhausgas-Bulletin der WMO veröffentlicht. Darin werden die Konzentrationen von wärmenden Gasen in der Atmosphäre aufgezeigt.
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Die Treibhausgaskonzentrationen sind das kumulative Ergebnis vergangener und gegenwärtiger Emissionen einer Reihe von Substanzen, darunter Kohlendioxid, Methan und Lachgas.
Durch das Pariser Abkommen versuchen die Länder, den Ausstoß dieser Schadstoffe zu reduzieren, die z. B. durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen.
Diese Treibhausgase speichern die Wärme in der Nähe der Erdoberfläche und treiben die Temperaturen in die Höhe. Diese Erwärmung des Planeten bedroht die weltweite Nahrungsmittelversorgung, lässt Wetterereignisse – wie tropische Stürme und Hitzewellen – extremer werden und erhöht das Risiko von Überschwemmungen durch den Anstieg des Meeresspiegels.
Der CO2-Gehalt wird in Teilen pro Million (ppm) gemessen – ein Hinweis auf die Gesamtmenge in der Atmosphäre. Nach Angaben der WMO lag der globale Durchschnitt im Jahr 2019 bei 410,5 ppm, was einem Anstieg von 2,6 ppm gegenüber 2018 entspricht. Dies war größer als der Anstieg von 2017 auf 2018 und größer als der Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
Aufgrund der Lockdowns Anfang 2020 sanken die CO2-Emissionen in der Spitze um 17 %, aber der Gesamteffekt auf die Konzentrationen war sehr gering.
Vorläufige Schätzungen deuten darauf hin, dass der CO2-Anstieg in diesem Jahr weiter zunehmen wird, aber dieser Anstieg wird um 0,08 bis 0,23ppm reduziert.
Fatale Waldbrände 2020 in Kalifornien

Kalifornien erlebte im Jahr 2020 rekordverdächtige Waldbrände, die Wissenschaftler mit der Klimaerwärmung in Verbindung bringen. Dies liegt innerhalb der natürlichen Variabilität von 1ppm, die von Jahr zu Jahr auftritt.
“Wir haben die globale Schwelle von 400 ppm im Jahr 2015 überschritten, und nur vier Jahre später haben wir 410 ppm überschritten, eine solche Steigerungsrate hat es in der Geschichte unserer Aufzeichnungen noch nie gegeben”, sagte WMO-Generalsekretär Prof. Petteri Taalas.
“Der Lockdown-bedingte Rückgang der Emissionen ist nur ein winziger Fleck auf der langfristigen Kurve. Wir brauchen eine anhaltende Abflachung der Kurve”, sagte er.
Während es keine Gesamtzahl für die Konzentrationen im Jahr 2020 gibt, zeigen einzelne Messstationen, dass sich der Anstieg in diesem Jahr trotz der Pandemie fortgesetzt hat.
Messungen 2020

Die durchschnittliche monatliche CO2-Konzentration am Mauna Loa in Hawaii – einer wichtigen atmosphärischen Überwachungsstation, an der Kohlendioxiddaten gesammelt werden – lag im September 2020 bei 411,29 ppm, gegenüber 408,54 im Vorjahr.
In ähnlicher Weise erreichte die CO2-Konzentration am Cape Grim in Tasmanien, einer weiteren wichtigen Messstation für Luftverschmutzung, im September 2020 410,8 ppm – ein Anstieg ausgehend von 408,58 ppm im Jahr 2019.
Während es noch keine Daten zu den Methanwerten für 2020 gibt, stiegen die Konzentrationen dieses Gases im Jahr 2019 an. Mehr als die Hälfte des emittierten Methans stammt von menschlichen Aktivitäten wie Viehzucht, Reisanbau und Bohrungen nach Öl und Gas.
Die Konzentrationen von Lachgas stiegen im Durchschnitt des letzten Jahrzehnts an. Die Emissionen stammen aus der Landwirtschaft, Energie- und Abfallwirtschaft. Dieses Gas schädigt die Ozonschicht und trägt auch zur globalen Erwärmung bei.
Während die Covid-19-Pandemie den Anstieg der Konzentrationen all dieser wärmenden Gase in der Atmosphäre nicht verlangsamt hat, zeigt der Rückgang der Emissionen in der ersten Hälfte dieses Jahres, was möglich ist.
“Die Covid-19-Pandemie ist keine Lösung für den Klimawandel”, sagt Prof. Taalas. “Sie bietet uns jedoch eine Plattform für nachhaltigere und ehrgeizigere Klimamaßnahmen, um die Emissionen durch eine vollständige Umgestaltung unserer Industrie-, Energie- und Verkehrssysteme auf Netto-Null zu reduzieren” [Ausgleich aller Emissionen durch Absorption einer entsprechenden Menge aus der Atmosphäre].
“Die notwendigen Veränderungen sind wirtschaftlich erschwinglich und technisch möglich und würden unser tägliches Leben nur geringfügig beeinträchtigen.”
Meteorologen gehen davon aus, dass der CO2-Gehalt aufgrund natürlicher Klimaschwankungen von Jahr zu Jahr um 1ppm schwankt – aus anderen Gründen als der Freisetzung von Kohlenstoff durch den Menschen.
Ist nicht jetzt der Zeitpunkt, dass die Menschheit radikal umsteuert, bevor alles nach der Corona Krise in den alten Modus zurückgeht?
Quelle: bbc.com, Autor Matt McGrath vom 23. November 2020.